Ratschläge für Klavierkäufer
Wichtiges und Wissenswertes
über gebrauchte Klaviere
Ein gebrauchtes Klavier, das erstklassig aussieht, eine einwandfreie Spielart hat und fast nichts kostet - das gibt es mit Sicherheit nicht. Alle großen Internetforen und Kleinanzeigenmärkte haben sich als eine riesige Entsorgungsmaschinerie für alte schrottreife und minderwertige asiatische Klaviere erwiesen. Klaviere die wir endgültig entsorgen würden, werden auf dem freien Markt zu Tausenden an gutgläubige Eltern verkauft. Viele Kinder hören dann nach einiger Zeit auf zu spielen und das war‘s dann. Auf die Idee, dass eventuell die Spielart dieser Drahtkommoden und die Substanz so schlecht war, dass Lernerfolge ausblieben und es einfach keine Freude mehr machte, darauf würden die wenigsten kommen.
Klaviere gebaut vor 1900:
Diese sind zu 99% nicht mehr seriös zu renovieren. Wenn doch, entstehen meist Kosten von über 6.000 €.
Klaviere gebaut von 1900 - 1950:
Von 10 Klavieren sind ca. 2-3 gut renovierbar, die Kosten liegen immer zwischen 3.000 und 8.000 € und damit sind sie - wie ein Auto-Oldtimer - eine reine Liebhabersache.
Klavieren aus Irland, Russland oder auch China (mit den fantasievollsten deutschen Namen) sind mit großem Misstrauen zu begegnen (und das ist nicht nur unsere Meinung). Auch Klaviere, die in großer Zahl in japanischen Schulen standen, aufgearbeitet werden und dann containerweise nach Europa verschifft und hier verkauft werden, gehören in diese Kategorie.
Es muss aber auch fairerweise gesagt werden, dass es einige wenige Betriebe gibt, die sich viel Mühe machen, um aus diesen Klavieren noch das Beste herauszuholen.
Klaviere ab Baujahr 1960 - 2000:
Etwa 20 Deutsche Hersteller haben sich in der Qualität aller Komponenten, die heute in unserer gewinnorientierten Zeit meistens so gar nicht mehr verarbeitet werden können, geradezu überboten. Nach einer Teilüberholung und Kosten zwischen 1.000 und 1.500 € sind diese Klaviere wieder auf Generationen bespielbar. Natürlich gibt es auch hier einige, die nicht mehr zu retten sind, weil die Substanz - durch äußere oder innere Umstände - zerstört worden ist. Um das richtig beurteilen zu können, sollten Sie bei einem Privatkauf dringend einen Klavierbauer mitnehmen.
Wir haben uns auf erstklassige Klaviere aus diesem Zeitraum spezialisiert und geben darauf eine dreijährige Garantie. Kosten: Etwa die Hälfte des Neupreises. Und sie sind allemal schöner im Klang, wertbeständiger und langlebiger als vieles, was heute neu oder gebraucht aus Asien angeschippert kommt.
Ganz wichtig!
Bei normaler Benutzung eines Klaviers, also Hausmusik und nicht professionellem Spiel, verändert sich die Spielart innerhalb von zehn Jahren je nach Qualität und Spielintensivität ganz erheblich. Die Tasten lassen sich dann z. B viel schwerer und unterschiedlich im Gewicht nach unten drücken.
Das kann bis zu 30 Gramm - anstatt 50 dann bis zu 80 Gramm, gemessen an der Tastenvorderkante - ausmachen. Dies hängt mit der Dämpfung und dessen Federkraft, sowie den Achsen und deren Reibung zusammen. Auch den beiden Stiften in den Tasten kann es zu eng werden.
Nach 15 Jahren Bespielen der Mechanik und Klaviatur, stellen wir meistens alle drei Mängel gleichzeitig fest. Kinder dürften jetzt eigentlich gar nicht mehr darauf üben. Müssen sie aber, weil es einfach niemand weiß. Die meisten fangen ganz langsam an sich zu beklagen, dass beim Klavierlehrer oder in der Schule alles viel leichter geht.
Wir wissen auch nicht, woher die meisten Menschen die Information bezogen haben, dass ein Klavier 100 Jahre in einem einwandfreien Zustand verharrt und die Mechanik auf Dauer super zu bespielen ist. Das ist eine echte Legende! Es gibt allerdings fast nichts mit 5.000 Einzelteilen, das 10 bis 15 Jahre durchhält und dann von einem seriösen und versierten Klavierbauer wieder für eine weitere Generation in einen neuwertigen Zustand versetzt werden kann. Kostenpunkt: 800 bis 1.500 Euro bei normaler Abnutzung. In einem wirklich guten Fachgeschäft ist diese Überholung schon im Preis mit inbegriffen.
Diese Liste, welche unsere auszuführenden Arbeiten beinhaltet, liegt jedem unserer gebrauchten Klaviere bei:
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Klavier und Mechanik innen säubern
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Klaviaturstifte entharzen und Gleitmittel (Protec auftragen)
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Alle Schrauben nachziehen (über 400)
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Hammerfilze abziehen und Achsen prüfen
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Steighöhe einstellen 44-47 mm
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Halbgang der Dämpfung einstellen (bei 22mm)
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Hämmer auf Chor richten, Spatien und brennen
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Piloten unterstellen und auslösen
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Tasten kanteln, drücken und Tastenspatien ausgleichen
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Geradelegen der Klaviatur (weisse und schwarze Tasten)
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Spieltiefe der weissen Tasten einstellen (9,75 - 10,1 mm), je nach Fabrikat und Nachdruck
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Fang einstellen 14- 17 mm
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Fang schwarze Tasten / Fängerlinie den weissen Tasten angleichen
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Spieltiefe schwarze Tasten nach Fang einstellen
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Klavieroberfläche säubern, renovieren
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Pedalanlage in Ordnung bringen und einstellen
Optional: Achsen behandeln und gängig machen oder ersetzen, Teile erneuern.
Wissen, was drinsteckt
Die wenigsten Menschen wissen, wie es in einem Klavier aussieht. Tausende von Einzelteilen, Filze, Leder, Schrauben und verschiedene Hölzer, sind in einem komplizierten Mechanismus zusammengesetzt. Diese Einzelteile unterliegen natürlich einem Verschleiß. Je nach Spielintensität, Qualität der Verarbeitung, Aufstellort und Pflege lebt ein Klavier nur wenige Jahre oder auch Generationen. Neue Billigklaviere mit zäher ungleichmäßiger Spielart, sowie alte, nicht restaurierte oder in der Mehrzahl nicht mehr renovierbare Klaviere werden leider noch viel zu oft aus Unwissen gekauft.
Von einem guten Fachgeschäft können Sie immer mehr erwarten als nur ein gestimmtes Klavier. Bevorzugen Sie deshalb Klavierhäuser, die sich durch Klavierbauer ausweisen. Hier können sie sicher sein, dass in Ihrem Interesse gehandelt wird.
Bevorzugen Sie Markeninstrumente
Pianofabrikanten mit Tradition besitzen große Erfahrung im Klavierbau.
Ein höherer Preis für ein Markenklavier wird durch seine große Langlebigkeit und Klangschönheit, aber auch durch seine perfekte Verarbeitung und hochwertigen Materialien mehr als kompensiert.
Ein Qualitätsklavier hat eine Nutzungsdauer von mehreren Jahrzehnten und einen bedeutend höheren Wiederverkaufswert als ein Billiginstrument.
Fragen Sie nach der Zusammenarbeit mit Fachwerkstätten, in der von der Handwerkskammer geprüfte Klavierbauer tätig sind. Der Service nach dem Verkauf ist für die Lebensdauer mit von ausschlaggebender Bedeutung.
Legen Sie wert, auf qualitativ hochwertige, umfangreiche Beratung. Nur dann können Sie Erfahrung sammeln und Unterschiede erkennen.
Ziehen Sie auch Ihren Klavierlehrer hinzu
Bei Kauf von Privat nehmen Sie unbedingt einen Klavierbauer mit.
Wir stehen dabei gerne zu Ihrer Verfügung!